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  • AutorenbildKara Atkin

New York Bastards - In deiner Erinnerung: Vorurteile [Gelöschte Szene]



Hallo meine Lieben ~


Diesmal habe ich eine Szene für euch, die es nicht in "New York Bastards - In deiner Erinnerung" geschafft hat. Ich habe mich damals nur schweren Herzens davon trennen können und war deshalb froh, dass ich diesen schönen Moment zumindest im Rahmen der Blogtour damals beim Stopp auf der Seite von Schwarzbuntgestreift mit euch teilen konnte.


Auch hier möchte ich, dass ihr einen kleinen weiteren Einblick in die Beziehung zwischen Vicky, Butch und Hailey erhaltet und euch vielleicht, genau wie ich, nur noch mehr in diese Drei verliebt <3



 

Vorurteile


Wieso zum Teufel hatte er zu diesem Irrsinn nur ja gesagt?


Butch stieß die Türen zu einem weiteren Geschäft für Abendmode auf und war sich sicher, dass es allein an seiner Selbstbeherrschung lag, dass er sie nicht aufgetreten hatte. Oder vielleicht lag es auch daran, dass sein Bein heute wieder schmerzte wie die Hölle, denn von seiner Selbstbeherrschung war nicht mehr sonderlich viel übrig.


„Jetzt warte.“ Vicky war direkt hinter ihm und hielt die Tür auf, als Hailey mit wackeligen Schritten folgte. Erst vorgestern hatte man ihr den Gips abgenommen und ohne die Krücken bewegte sie sich noch sehr unsicher. Aber sie machte Fortschritte. Trotz des Vorfalls auf der Dreiundvierzigsten.

Noch immer hatten sie absolut gar nichts. Keinen einzigen brauchbaren Hinweis. Das Nummernschild war eine Sackgasse gewesen, ebenso wie die Zeugenaussagen, die Nathan für sie überprüft hatte. Der Wagen war gestohlen und nicht zurückzuverfolgen. Wer also auch immer versucht hatte, durch diesen inszenierten Autounfall an Hailey heran zu kommen, war noch dort draußen.


Weshalb dieser kleine Ausflug Butch auch gehörig gegen den Strich ging.


Aber Tinys Hochzeit war in weniger als einer Woche und sowohl Vicky als auch Hailey brauchten noch etwas zum Anziehen. Und da Vicky sich geweigert hatte, etwas zu seiner Wohnung zu ordern, weil sie der Meinung war, dass man sich von nichts und niemandem einsperren lassen sollte, musste er jetzt diesen Unsinn über sich ergehen lassen.


Wohlgemerkt schon zum vierten Mal an diesem Tag.


Doch leider war es nach dem Vorfall auf der Dreiundvierzigsten keine Option mehr den Schutz dieser beiden außerhalb von Butchs Wohnung allein in die Hände von Tyrann zu legen, weshalb er seit heute Morgen von einem Laden zum nächsten gezerrt wurde.


Er war wirklich am Ende mit den Nerven.


Butch sah sich um und fluchte leise. Wieder einer von diesen Läden mit auf Hochglanz poliertem weißen Boden in Marmoroptik und nichtssagenden weißen Wänden. An langen Kleiderstangen hingen, fein säuberlich aufgereiht, Abendkleider und Anzüge in allen möglichen Schnitten und Farben. In der Mitte des Raumes befanden sich mehrere Tische mit Schuhen und Handtaschen, die mehr Wert waren als das Verkaufspersonal hier in einem Monat verdiente.


Er hasste solche Läden.


Läden, die vor allem für Geldadel erschaffen wurden, die sich einzig und allein über ihr beschissenes Bankkonto definierten, weil sie weder Persönlichkeit noch Rückgrat besaßen und die ihren Selbstwert aus der Anzahl der Nullen auf den Preisschildern bezogen. Leider war die hohe Qualität der verkauften Produkte nicht zu leugnen. Auch wenn ihm der ganze Zirkus drumherum zu wieder war.


Je schneller sie wieder zu Hause wären desto besser.


Er spürte Haileys Hand an seiner und sah zu ihr herunter. Sie sah ihn aus ihren großen, braunen Augen fragend an. In der Öffentlichkeit sprach sie noch immer kein Wort.

Butch nickte nur und deutete in Richtung der Kleider für Kinder, die zu seiner linken zu finden waren. Langsam schien Hailey sich an die Läden gewöhnt zu haben, denn während sie in dem ersten Laden nicht einmal gewusst hatte, was sie tun sollte, machte sie jetzt erste zaghafte Schritte von Butch und Vicky fort in Richtung der Kleider.


Sie blieb vor den Kleidern stehen, die alle einen leichten violetten oder pinken Farbton hatten. Mit der einen Hand drückte sie den Plüschdrachen an ihre Brust, während sie mit der anderen die Kleider anfasste.


Die Pinken ließ sie schnell links liegen. Vor einem Fliederfarbenen hielt sie inne. Sie zog es zögerlich etwas weiter vor. Alles was er sehen konnte, war eine Menge an Stoff und Tüll. Gott, sie würde doch darin untergehen. Doch ihrem Lächeln nach zu urteilen, war Hailey das vollkommen egal.


Butch sah nach rechts, als er das unerträglich laute Klappern von Absätzen hörte. Die Verkäuferin, die mit einem professionellen Lächeln auf den roten Lippen direkt auf ihn zukam, war ihm instinktiv unsympathisch. Sie war hochgewachsen und schlank mit langem schwarzem Haar, das sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden trug. Ihre Nase war etwas zu schmal für ihr Gesicht und ihre Wangenknochen traten so klar hervor, dass er sich fragte, ob sie wohl Schatten warfen. Ihre Kleidung war nachtschwarz. Von ihrer Bluse, über ihren Bleistiftrock bis hin zu ihren Highheels. Das einzige bisschen Individualität, das dem Personal in diesem Laden wohl zugestanden wurde, war das satte Rot der Sohle ihrer Schuhe. Und beinahe hätte Butch sie dafür bemitleidet. Wäre da nicht der Blick aus ihren grauen Augen gewesen, der so langsam und musternd über Butch glitt, dass er sofort wusste was sie über ihn dachte.


Mittelloser, ungepflegter Penner.


„Herzlich willkommen.“ Die Verkäuferin faltete die Hände unter ihrer Brust. „Mein Name ist Janine. Was kann ich für Sie tun?“ Ihre Stimme klang ein wenig nasal. Ihre Augen huschten kurz zu Vicky und Hailey. Butch verspannte sich, als sie die Stirn runzelte.


Er wusste, was sie sah. Eine Frau in einfachen Jeans und einem knallgelben Mantel mit Schneematsch an den Stiefeln, die mit Mitte Zwanzig zu jung war für ein Kind in Haileys Alter. Dazu ein kleines Mädchen mit wilden Locken, das sich an einen pinken Plüschdrachen klammerte, während es mit großen Augen ein fliederfarbenes Kleid anstarrte, das sicherlich mehrere tausend Dollar kostete.


Als sie die Schultern durchdrückte und für einen kurzen Moment lang die Nase rümpfte, war es vollkommen klar, dass sie zu einer abschließenden Bewertung der Situation gekommen war. Und jetzt machte sie sich dafür bereit, eine vermeintlich mittellose Familie freundlich, aber bestimmt des Geschäftes zu verweisen.


Und das ohne eine Antwort von ihnen abzuwarten.


Am liebsten hätte Butch sich auf den Hacken umgedreht und wäre gegangen. Jemandem mit so einem Verhalten würde er auf keinen Fall sein Geld in den Rachen schmeißen.


Doch als er aus dem Augenwinkel das Aufblitzen von Flieder sah hielt er inne.


Wenn er jetzt aus diesem Geschäft stürzte, dann würde er noch ein Fünftes über sich ergehen lassen müssen. Und das war mindestens genau so untragbar wie das Verhalten dieser Verkäuferin.

Denn sie hatte einen entscheidenden dummen Fehler gemacht. Sie hatte sich nicht nur über ihn ein Urteil gebildet, sondern auch über Hailey und Vicky.


Und das verlangte schlichtweg nach einer Lektion.


Butch ging mit langen Schritten an der Verkäuferin vorbei und knöpfte seinen Mantel auf. Er würde immerhin eine Weile bleiben. Er zog die Handschuhe von seinen Fingern und ließ sich auf das Sofa fallen, das weiter hinten und unweit der Umkleidekabinen im Geschäft platziert war.

Ein scharfer Schmerz fuhr durch sein Bein als er sich setzte, aber er hielt sein Gesicht absolut ausdruckslos, bevor er die Verkäuferin ansah, die ihre geschminkten Lippen zusammenpresste und die Augen ein wenig verengte.


Er jedoch legte lediglich demonstrativ seine Handschuhe mitten auf den kleinen Beistelltisch, ehe er sich zurücklehnte und seinen Arm auf der Rückenlehne ablegte. Einen Moment lang starrten sie einander nur wütend an und er hätte beinahe höhnisch gelächelt.


Sie hatte ja keine Ahnung, wem sie hier gerade ans Bein gepisst hatte. Aber sie würde es bald herausfinden.


Vicky räusperte sich und strich mit den Händen über ihren Mantel. Dann trat sie mit einem Lächeln einen Schritt auf die Verkäuferin zu. Offen. Freundlich. Und das genaue Gegenteil von ihm.


„Wir sind zu einer Hochzeit eingeladen und brauchen dafür noch die passende Garderobe.“ Sie winkte Hailey heran, die mit wackeligen Schritten auf Vicky zukam. „Wir sind schon in einigen Geschäften gewesen, haben aber bisher nicht das Passende gefunden. Vielleicht können Sie uns weiterhelfen.“ Vicky griff sich Haileys Hand, als diese unsicher zwischen ihm und der Verkäuferin hin und her sah, und warf Butch einen Blick zu, den er mittlerweile nur zu gut deuten konnte.


Was zur Hölle ist nur falsch mit dir?


Die Verkäuferin sah kurz einen Moment lang zu Boden. Ihre Mundwinkel zuckten hämisch. Dann schien sie ihre Fassung zurück zu gewinnen. Gut für sie. Sie sah erst zu Hailey, dann zu Vicky. Dann legte sie wieder dieses professionelle Lächeln auf, bei dem ihm beinahe der Geduldsfaden riss.


„Ich glaube nicht, dass wir hier das Passende für Sie haben.“ Der Ton ihrer Stimme war freundlich, aber der Ausdruck in ihren Augen war kühl und abweisend.


Vicky legte den Kopf schief. „Aber wir haben uns ja noch nicht einmal richtig umgesehen.“ Sie deutete mit der freien Hand auf die Kleiderstangen. „Hailey scheint eines ihrer Kleider gut gefallen zu haben. Ich verstehe nicht, was-“


Butch stieß ein freudloses Lachen aus. Vicky, naiv wie immer. „Was sie sagen will, Vic, ist, dass Sie ihre kostbare Zeit nicht verschwenden will. Sie glaubt nämlich nicht, dass wir das nötige Kleingeld für diesen Laden haben.“ Er sah die Verkäuferin direkt an, die unter seinem Blick zusammenzuckte, so als wäre sie von seiner Anschuldigung überrascht. Hatte sie tatsächlich geglaubt, sie wäre in irgendeiner Form subtil gewesen? „Nicht wahr?“


Die Verkäuferin trat von einem Fuß auf den anderen, ehe sie ihren Perlenohrring richtete, der nicht mal einen Millimeter aus der Richtung gestanden hatte. So langsam schien sie zu begreifen, in was für eine Situation sie sich eigentlich gebracht hatte. „So drastisch würde ich es jetzt nicht-“


„Sonderlich aufmerksam sind sie nicht, oder?“


Die Verkäuferin verschränkte die Arme vor der Brust und reckte das Kinn. „Jetzt hören Sie mal, ich-“

Er hob sein linkes Handgelenk. Die schwarze Uhr glänzte im künstlichen Licht der Boutique. Die silberne Krone des Rolex Logos war auf dem schwarzen Ziffernblatt sehr deutlich zu sehen. Die Verkäuferin wurde blass.


„Ich trage eine Rolex für ungefähr elftausend Dollar. Das sollte als Beweis meiner Zahlungsfähigkeit wohl reichen.“ Er schüttelte den Kopf. „Leider Gottes haben Sie und ich scheinbar etwas gemeinsam.“ Er deutete nachlässig auf sein linkes Auge. „Wir sind wohl beide blind.“


„E-Entschuldigen Sie bitte.“ Die Frau sprach so schnell, dass ihre Worte sich überschlugen. So als würde das Geld auf seinem Bankkonto ihn plötzlich zu einem anderen Menschen machen. „Das ist mir jetzt wirklich unangenehm. Ich hatte ja keine Ahnung, dass-“


„Sie sollten ab jetzt besser dafür sorgen, dass diese beiden nichts an ihrem Service auszusetzen haben.“ Butch lehnte sich vor und stützte die Ellenbogen auf seinen Knien ab. Die Hände faltete er und stützte sein Kinn darauf. „Oder ich schwören ihnen, ihr Job ist nicht das einzige, das hier gerade in Gefahr ist. Ist das angekommen?“


Die Verkäuferin nickte schnell. „Ja, Sir.“ Sie trat einen Schritt auf Hailey und Vicky zu. „Ich werde dafür sorgen, dass es ihrer Frau und ihrer Tochter an nichts mangelt.“


Butch öffnete den Mund um die Verkäuferin zu korrigieren, schloss ihn dann aber wieder als diese Vicky und Hailey schon in Richtung der Umkleidekabinen schob.


Frau und Tochter.


Ein eigenwilliges Ziehen machte sich in seiner Magengegend breit und er spürte wie sich Kopfschmerzen ankündigten. Er seufzte leise und ließ den Kopf in die Hände sinken.

Das würde noch ein verdammt langer Tag werden.


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